Selbst im Vergleich mit der fetten ARD zeigt sich: Die SRG ist noch fetter als gedacht.
Heute beginnen wir mit einer historischen Sensation. 640 Jahre lang, vom Jahr 1291 bis ins Jahr 1931, gab es in der Schweiz keine SRG. Und trotzdem ist die Schweiz damals nicht untergegangen.
Jetzt allerdings steht der Untergang der Schweiz kurz bevor. In neun Monaten ist es so weit. In neun Monaten wird über die Volksinitiative abgestimmt, die die SRG zum Sparen zwingen will. Die Initiative will die Radio- und TV-Gebühr von heute 335 auf 200 Franken senken. Zudem wird die Gebühr für die 148.000 Unternehmen gestrichen, die heute bezahlen müssen.
Wird die Initiative angenommen, dann ist es mit der Demokratie in diesem Land vorbei. Denn die SRG ist «eine Versicherung gegen die Angriffe auf die Demokratie», wie es der Bündner Nationalrat Jon Pult vom linken SP-Flügel formulierte.
Pult prophezeite den Untergang der Demokratie letzte Woche in der «Arena» der SRG. Dass der Landesfunk schon neun Monate vor der Abstimmung eine Sendung in eigener Sache ansetzte, zeigt klar auf, wie ernst man intern die 200-Franken-Initiative nimmt. Auch SRG-Generaldirektorin Susanne Wille beschwor in der «Arena» die Einheit von demokratischer Nation und dito Nationalfernsehen mit viel Pathos: «Es gibt nur eine SRG, so, wie es nur eine Schweiz gibt.»
Natürlich ist das Gerede um Demokratie politisches Papperlapapp. In Wahrheit geht es bei der 200-Franken-Initiative um die ökonomische Frage, was die richtige Finanzstruktur für ein öffentliches Unternehmen ist.
Die entscheidende Frage ist dabei: Ist die SRG zu fett?
Am besten zu klären ist diese Frage durch einen Vergleich mit der deutschen ARD. Die ARD mit ihren elf Fernsehsendern, 55 Radiostationen und sechzehn Orchestern ist die korpulenteste Funkanstalt der Welt. Die SRG betreibt im Vergleich nur acht TV-Kanäle und siebzehn Radiosender.
Susanne Wille hat nicht die Management-Power, um ihre Ankündigung durchzusetzen.
Der entscheidende Punkt, um den Fettgehalt eines Unternehmens zu bestimmen, sind die Personalkosten, gemessen am Umsatz. Die ARD zählt 19.000 Vollstellen, die SRG 5700.
Und jetzt kommt’s. Bei der ARD machen die Personalkosten 35 Prozent des Budgets aus. Bei der SRG machen die Personalkosten 55 Prozent des Budgets aus. Das Resultat ist damit eindeutig. Das Schweizer Fernsehen und Radio beschäftigt viel zu viele Mitarbeiter für ihr Programm und ihre Administration. Die SRG ist im Vergleich aufgedunsen und ineffizient. Daneben ist selbst die ARD ein gertenschlanker Betrieb.
Noch schlechter sieht die Bilanz der SRG aus, wenn man die Entwicklung des Personalbestandes betrachtet. Seit dem Jahr 2000 hat die deutsche ARD genau 2532 Vollzeitstellen abgebaut. Und was tat die SRG in derselben Zeitspanne? Sie stockte ihr Personal um genau 1236 Vollzeitstellen auf.
Der Unterschied liegt im unterschiedlichen Spardruck der beiden Sendehäuser. Die ARD muss alle zwei Jahre in einem Bericht aufzeigen, wo sie Sparpotenzial sieht und wo sie Stellen streichen kann. Bereits hat die ARD einen weiteren Abbau von über 400 Stellen angekündigt.
Die SRG hat solche Sparvorgaben nicht. Darum hat sie ihr Personal immer weiter aufgebläht. Die Personalkosten liegen 230 Millionen höher als noch im Jahr 2000.
Auf der anderen Seite sind die Produktionskosten seit dem Jahr 2000 um rund 250 Millionen gesunken, weil die Digitalisierung die TV-Produktion billiger gemacht hat. Doch statt diese 250 Millionen einzusparen, die ihr quasi in den Schoss gefallen sind, tat die SRG das Gegenteil. Sie schraubte ihre Personalkosten um dieselbe Summe hinauf.
Hätten Schweizer Radio und Fernsehen beim Personal genauso gespart wie die ARD, es hätte diese 200-Franken-Initiative nie gegeben. Aber so rächte sich das betriebswirtschaftliche Missmanagement der SRG-Spitze in einer politischen Gegenreaktion.
Die neue SRG-Generaldirektorin Susanne Wille hat nun versichert, in den nächsten vier Jahren rund tausend Vollzeitstellen bei der SRG abzubauen. Das ist eine völlig unrealistische Ankündigung. Wille hat nicht die Management-Power, um diese Ankündigung intern durchzusetzen. Die Ankündigung dient nur dazu, vor der Abstimmung über die 200-Franken-Initiative etwas Propaganda in eigener Sache zu machen.
Bei der SRG sind sie im Kostenmanagement überfordert, und zwar rettungslos. Darum retten dieselben nun die Demokratie.


