Keine Überraschung. Die SRG verliert mit hilflosem Management zunehmend an Sympathie.
Am letzten Wochenende hatte SRG-Generaldirektorin Susanne Wille ein Heimspiel. Sie durfte sich in der «Samstagsrundschau» des Schweizer Radios im familiären Umfeld befragen lassen.
Susanne Wille nutzte die Chance nicht. Sie verteidigte selbstgerecht selbst das grösste Debakel, das die SRG in den letzten Jahren angerichtet hat.
Das grösste Debakel der letzten Jahre war die Abschaltung der UKW-Sender auf Anfang dieses Jahres. Das Schweizer Radio verlor darauf 560.000 Hörer, vor allem ältere Hörer. Die 560.000 sind volle 20 Prozent des Publikums. Sie liefen zu den Privatsendern über.
Wille wurde acht Monate vor dem UKW-Flop zur SRG-Generaldirektorin gewählt. Sie hätte den unsinnigen Entscheid also verhindern können, wenn sie gewollt hätte. Wollte sie aber nicht. Stattdessen verteidigt sie den Flop bis heute. Es sei «kein Fehler» gewesen.
Da staunt nicht nur der Laie. Eine Topmanagerin verliert also nach einem fatalen Fehlentscheid 20 Prozent ihrer Kunden. In der Betriebswirtschaft nennt man das Missmanagement. Dann sagt sie, 20 Prozent weniger Kunden seien kein Problem. So vernebelt kann nur jemand reden, der sein Geld nicht am Markt, sondern durch eine staatlich verordnete Zwangsgebühr verdient.
Nun sind 560.000 enttäuschte Radiohörer, die sich über die SRG ärgern, in einer Demokratie ein Kraftfeld. 560.000 können eine Volksinitiative entscheiden, zum Beispiel eine Volksinitiative gegen die SRG.
Genau das könnte sich abzeichnen. Im nächsten Jahr kommt das Volksbegehren «200 Franken sind genug» zur Abstimmung. Es will die heutige Radio- und TV-Gebühr von 335 auf 200 Franken senken. Die SRG müsste bei einem Ja ihr Jahresbudget von heute 1,5 Milliarden Franken auf rund 850 Millionen reduzieren. Ziel ist es, den überbordenden Nationalsender wieder auf seine Kernaufgabe der Information und des Service public zurückzuführen.
So vernebelt kann nur jemand reden, der sein Geld durch eine staatlich verordnete Zwangsgebühr verdient.
Die Chancen der Initiative stehen derzeit ganz gut. Eine breit angelegte Umfrage von Tages-Anzeiger und 20 Minuten zeigte eine bemerkenswerte Akzeptanz. 53 Prozent stimmen heute der 200-Franken-Initiative zu, nur 44 Prozent sagen nein. Die UKW-Pleite hat dabei sicher eine Rolle gespielt.
Damit ist vorhersehbar, was passieren wird – Susanne Wille wird vor der Abstimmung die Kehrtwende verkünden, die Abschaltung ihrer UKW-Sender werde rückgängig gemacht. Das Ganze sei nur ein unglückliches Missverständnis in der SRG gewesen.
Das nächste unglückliche Missverständnis in der SRG ist auch schon in Sicht. Zu ihrem Amtsantritt hatte Wille vollmundig verkündet, bis ins Jahr 2029 werde sie 1000 Vollzeitstellen abbauen. So ein Plan ist nur umsetzbar mit Massenentlassungen, abgefedert durch einen Sozialplan, der mit den gut verankerten SRG-Gewerkschaften ausgehandelt wird.
Und was geschah? Nichts geschah. Nicht einem einzigen SRG-Mitarbeiter wurde bis heute aus Spargründen gekündigt.
Ich vermute, das Publikum hat allmählich die Nase voll von all diesen hohlen Ankündigungen des SRG-Managements. Seit zehn Jahren verspricht der Landesfunk seinen Hörern und Zuschauern, dass er die Kosten senken werde. Und was geschah? Nichts geschah. Die Personalkosten der SRG sind in den letzten zehn Jahren von 680 auf 850 Millionen Franken explodiert, und dies bei demselben Programmangebot wie zuvor.
Die überraschend hohe Zustimmung zur 200-Franken-Initiative zeigt, wie sehr die Gebührenzahler mittlerweile den Sprüchen der SRG-Spitze misstrauen.
Doch dort nimmt man den Mund weiterhin voll. Ein Ja zur 200-Franken-Initiative, so tönt es bei der SRG, wäre das Ende der Schweiz, das Ende der Demokratie, das Ende des Föderalismus, das Ende der vier Landesteile und das Ende der Meinungsvielfalt. Und vor allem: Ohne die heutige SRG wäre es mit dem Zusammenhalt des Landes vorbei.
In der «Samstagsrundschau» schob Generaldirektorin Wille dann eine noch schrecklichere Drohkulisse nach. Ein Ja zur Initiative, sagte sie, wäre auch das Ende der Unterhaltungssendung «Donnschtig-Jass».
Damit wäre die Schweiz dann definitiv zerstört. Denn letztlich gibt es drei Dinge, die dieses Land wirklich zusammenhalten: Stöck, Wys, Stich.
Nur die SRG macht derzeit keinen Stich.


