Linksdrall und Zwangsgebühren

weltwoche.ch, 22.10.25

Einige Monate vor der Abstimmung über die Initiative «200 Franken sind genug!» unternimmt SRG-Generaldirektorin Susanne Wille eine Charmeoffensive. Dabei versucht sie, ihr geräteunabhängiges, zwangsfinanziertes Medienmonopol zur «Klammer der Nation» hochzuwuchten. Was Wille will, ist folgendes Motto: «D’Schwiiz hebt zäme». Bei ihrer öffentlichen Beizentour im öffentlichen Säli in Kriegstetten hielt sich das öffentliche Interesse in Grenzen: «An den grossen, runden Tischen bleiben viele Plätze leer.» (Schweiz am Wochenende) Und die zwanzig angehenden Pflegefachleute sind erst noch auf Geheiss der Schulleiterin anwesend.

Die SRG hat sich laut Susanne Wille dem «Kampf gegen die politische Polarisierung» verschrieben. Nur glaubt’s ihr das Kriegstetter Publikum nicht. Alle Beiträge seien «rot-grün eingefärbt», tönte es. «Der Service public erscheine politisch einseitig und habe seine Glaubwürdigkeit verloren», wurde kritisiert. Die meisten Einwände betrafen die «Linkstendenz der SRG-Sender»: Politisch derart einseitigen Fernseh- und Radiobeiträgen «darf man die Gebühren ohne weiteres kürzen».

Susanne Wille schien von solchen Klagen überrumpelt – oder sie tat jedenfalls so. Selbst als es konkret wurde: Was Moderator Arthur Honegger bei «10 vor 10» biete, «trage nicht zur Meinungsbildung bei – man müsse es als Meinungsmache bezeichnen». Hat sich Wille diesen Fernsehvolkserzieher noch nie angeschaut? Hat sie nie gemerkt, dass sich Honeggers Mimik vor Übelkeit verzieht, wenn er die Wörter «Trump» oder «SVP» aussprechen muss?

Ist Susanne Wille der «Zufall» entgangen, dass ehemalige Fernsehmitarbeiter wie Andreas Blum, Matthias Aebischer und Ueli Schmezer alle bei der SP politisieren? Hat sie verpasst, dass der Linksdrall der SRG schon vor über fünfzig Jahren ein parlamentarisches Thema war, das zur Gründung der heutigen Aktion Medienfreiheit geführt hat? Vor der Abstimmung wird’s nun nur so wimmeln von «Landfrauenküche», «Hofleben hautnah», «Lüpfig und müpfig». Hoffentlich vergebens. Denn was der Bauer nicht frisst, das kennt er.

Christoph Mörgeli

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