«SRG-Halbierung: Vertrauliche Umfrage sieht Ja-Lager vorne»
Luzerner Zeitung, Ausgabe vom 3. Dezember
Das Schweizer Fernsehen hat eine neue Dokumentarserie lanciert: «Inside Gstaad Palace». Man darf sich fragen: Ist das wirklich Service public – oder ein mehrteiliger Werbefilm für die Kundschaft eines Luxushotels? Während Spitäler um Budgets ringen, widmet SRF einem Fünf-Sterne-Tempel 15 Drehtage. Der Fokus: 300 Mitarbeitende, die «verwöhnte Gäste auf hohem Level» bedienen. Ein Hund verschlingt innert zehn Tagen Tournedos für 1000 Franken – die Küchencrew findet das «dekadent». Man auch.
Was als Blick hinter die Kulissen verkauft wird, ist die Ästhetisierung massloser Privilegien. Hummer, Kobe Beef, Entenleber – «unsere Gäste wollen das», erklärt der kulinarische Direktor. Doch warum muss das öffentlich-rechtliche Fernsehen diese Parallelwelt glorifizieren?
Keine kritische Einordnung, keine soziale Kontextualisierung. Die Doku zeigt unfreiwillig demonstrativen Konsum als Machtdemonstration: Bodyguards für arabische Prinzen, Zimmerservice rund um die Uhr. Der Kontakt zur Bevölkerung schwindet.
Die jüngste Sotomo-Umfrage zur Halbierungsinitiative zeigt: 49 Prozent würden die Gebührenhalbierung befürworten. Kein Zufall. Wenn SRF Sendezeit für Dekadenz-Inszenierung verschwendet, statt kritische Debatten über soziale Gerechtigkeit zu führen, verliert es das Vertrauen der Gebührenzahlenden.
Während die einen über Gebühren streiten, berichtet SRF über Hunde-Tournedos. Service public wäre eine adäquate Auseinandersetzung mit Luxustourismus in Zeiten wachsender Ungleichheit. Eine Analyse, wie Gstaad vom Bauerndorf zur Spielwiese des Geldadels wurde.
Stattdessen liefert SRF einen unkritischen Einblick in eine Welt, die den meisten so fern ist wie der Mars. Das ist keine Bildung, keine Kontextualisierung. Das ist Hofberichterstattung mit Gebührengeldern.
Bernhard Kuonen, Luzern

