Journalisten sollten nicht käuflich sein. Ganze Redaktionen oder sogar Verlage erst recht nicht.
Wie aber soll man es nennen, wenn die Schweizer Verleger sich verpflichten, die sogenannte Halbierungsinitiative zu bekämpfen, wenn die SRG im Gegenzug auch etwas für die Verlage tut?
Konkret geht es um die Online-Berichterstattung der SRG-Kanäle, die über die Jahre laufend gewachsen ist. Mit ganzen Interviews, Reportagen und Analysen sind die Webportale von SRF und Co. inzwischen zu digitalen Zeitungen geworden.
Das haben die Verleger stets kritisiert. Mit gutem Grund: Sie als private Anbieter werden vom mit Zwangsgebühren finanzierten Staatssender konkurrenziert. Nun lenkt die SRG ein und ist bereit, ihre Online-Aktivitäten einzuschränken.
Aber nicht ohne Gegenleistung. Der Verband Schweizer Medien (VSM), dem über 70 Herausgeber von Zeitungen und Zeitschriften angehören, verpflichtet sich gleichzeitig, die Initiative «200 Franken sind genug» zu bekämpfen. Diese Woche hat Médias Suisses, der Westschweizer Verlegerverband, denselben Schritt angekündigt.
Sie begrüsse das, erklärte SRG-Generaldirektorin Susanne Wille öffentlich. Das glaubt man gern. Wille kann nun sicher sein, dass bis zur Abstimmung im März 2026 in den grossen Publikationen der Schweiz kein gutes Haar gelassen wird an der Halbierungsinitiative.
Chefredaktoren werden uns erklären, wie wichtig die SRG ist. Kommentaren werden uns sagen, dass sie mit weniger Geld nicht arbeiten kann. Nicht, weil sie zwingend daran glauben. Sondern weil sich die Herausgeber ihrer Zeitungen auf einen Kuhhandel eingelassen haben, der in früheren Zeiten unter höchster Geheimhaltung in einem Hinterzimmer abgeschlossen worden wäre.
Heute kann man einen solch windigen Deal auf Kosten der unabhängigen Berichterstattung aber offenbar vor den Augen der Öffentlichkeit machen – und ihn sogar noch lautstark feiern.


